Bye, bye Smartphone: Ist dieser Anstecker die Handy-Revolution?

Nicht Hosen-, sondern Brusttasche - hier kommt der KI-Pin

Keine eigene Keynote, sondern die Pariser Fashion Week – so stellte das junge Tech-Unternehmen Humane seinen KI-Anstecker der Öffentlichkeit vor. Mit dem Pin möchte die von ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründete Firma das Smartphone-Geschäft auf links drehen. Doch wie alltagstauglich ist das Konzept?

Das Konzept: Anstecker statt Smartphone

Moderne, mit einem Touchscreen bedienbare Smartphones existieren nun seit über 15 Jahren. Die Geräte sind schneller, größer, hochauflösender und reicher and Features geworden. Allerdings hat sich an dem Grundkonzept überraschend wenig verändert. Trends, wie z.B. Falt-Phones der letzten Jahre, wirken häufig wie ein zwanghafter Versuch, irgendwie Innovation ins Thema zu bringen.

Das könnte sich jetzt ändern. Mit dem Humane AI Pin soll das Smartphone überflüssig werden. Wie von modernen Smartwatches gewohnt, funktioniert das Device auch, wenn kein Handy gekoppelt ist. Der Pin kann unter anderem zum telefonieren und für KI-Befehle genutzt werden. Um zu sehen wer gerade anruft, streckt der Nutzer die Handfläche aus und folglich projiziert das Gadget Name sowie Symbole zum an- und ablehnen auf die Haut. Unterschiedliche Gesten per Fingertippen eröffnen hingegen Optionen zur KI-Interaktion.

Stargeprägte Präsentation

Humane wählte für die Vorstellung des AI Pin keine gewöhnliche Umgebung. So wurde das Gadget nicht bei einem Talk oder einer Keynote, sondern auf dem Laufsteg präsentiert. Dabei trugen Modengrößen wie Naomi Campbell den kleinen Anstecker am Revers. Die Kooperation mit dem Modelabel Coperni ergab auf jeden Fall einen anderen Auftritt, als das x-te Tech-Event.

Gründer mit Expertise

Eine erste Demo gab es bereits im Mai dieses Jahres innerhalb eines TED-Showcases, wo das Gadget allerdings noch schüchtern aus der Brusttasche lugte. Dabei zeigte Mitbegründer Imran Chaudhri, wie die Interaktion mit dem Sprachassistenten und die Projektion des Laser-Displays funktioniert. Chaudhri und Geschäftspartnerin Bethany Bongiorno haben Apples Produkte über die letzten Jahrzehnte mitgeprägt. Während Chaudhri maßgeblich an der Entwicklung der Apple Watch beteiligt war, hat Bongiorno als Softwaremanagerin gearbeitet. Das Humane-Team besteht zudem aus zahlreichen weiteren Ex-Apple-Mitarbeitern. Deren Aufgaben bezogen sich z.B. auf Antennenentwicklung oder Mag-Safe-Ladedock.

Namenhafte Investorengruppe

Finanzielle Unterstützung erhält das Tech-Unternehmen z.B. von Microsoft, Volvo und LG. Zudem hat Open AI-Gründer Sam Altman einige Dollar in die Firma investiert. Als angeblich größter Investor soll er einen stolzen Anteil des Unternehmens halten. Insgesamt sollen die Anteilseigner mehrere hundert Millionen US-Dollar beigesteuert haben.

Produktreife und Funktionsumfang fragwürdig

Auch wenn die TED-Demo und Modenschau-Vorführung Eindruck schinden und Lust auf mehr machen, bleiben noch einige Fragen offen. Wie kann das Gerät ordentlich genutzt werden, wenn es sich nicht an der Kleidung befestigen lässt? Wie wird das Device mit Daten, wie z.B. Kontakten versorgt und findet regelmäßig eine Synchronisation statt? Was kann das Gerät selber leisten, was passiert in der Cloud? Diese und mehr Fragen hat Humane bisher nicht beantwortet. Es bleibt spannend, welche Updates zum AI Pin folgen werden – derzeit bleibt es wohl noch Zukunftsmusik.